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Korespondenca Miran Hladnik–Alumniportal Deutschland

Iz Wikiverza

Od: Miran Hladnik <hladnikmiran@gmail.com>
Date: V čet., 12. sep. 2024 ob 09:49
Subject: Re: Verbindung mit der russischen Wissenschaft
To: Alumniportal Deutschland <info@alumniportal-deutschland.org>

Liebe Kollegen, ich danke Ihnen für Ihre Antwort! Ich weiß sie besonders zu schätzen, weil es zur Gewohnheit geworden ist, dass Institutionen auf unangenehme Bemerkungen und Fragen von Einzelpersonen nicht mehr reagieren. Ich denke an Yanis Varoufakis, dem die Einreise nach Deutschland verboten wurde, und zwar ohne Begründung. Ich bin auch spät dran mit meiner Antwort, da wir Rentner zunehmend unter Zeitdruck stehen :)

Angesichts der prinzipiellen Offenheit der deutschen Wissenschaft für eine weitere Zusammenarbeit mit den Russen bin ich besorgt über die implizite Erwartung, dass nur diejenigen teilnehmen dürfen, die sich gegen die russische Aggression gegen die Ukraine aussprechen. Dies erinnert mich an die berüchtigte Praxis der „gesellschaftspolitischen Eignungsprüfung“ bei Ausschreibungen in den ehemals sozialistischen Ländern, die in krassem Gegensatz zu der deklarierten Forderung demokratischer Länder stand, dass Ethnie, Geschlecht, Religion, politische Ansichten und Meinungen usw. die Freiheit des Einzelnen nicht einschränken und die Wahl nicht beeinflussen dürfen. Ich hoffe, dass meine Befürchtungen übertrieben sind; sollten sie sich als begründet erweisen, wäre das ein Zeichen dafür, dass die Demokratie tot ist. Es ist interessant, dass die USA, die mit ihrer Drang-nach-Osten-Politik (https://www.infosperber.ch/politik/welt/ohne-hilfe-der-usa-haette-es-keinen-staatsstreich-gegeben/) die russische Invasion provoziert haben, weiterhin mit den Russen auf der Raumstation zusammenarbeiten. Ich kann dem Physiker Kovalev nur zustimmen, der sowohl die russische als auch die deutsche Politik der Kriegsverschärfung und des Abbruchs von Kontakten kritisiert: die wirtschaftliche, wissenschaftliche, sportliche und kulturelle Exkommunikation Russlands ist ein politischer Irrsinn.

Ich war 1990 Stipendiat in Deutschland. Im Vergleich zu den USA, wo ich die Jahre 1985 und 1995 verbrachte, war Deutschland kulturell nach allen Seiten offen, ich freute mich über die Sympathie für die russische Kultur und das Versprechen einer glänzenden Zukunft für Europa. Heute konstruieren die europäischen Medien nach dem Vorbild der amerikanischen Populärkultur ein Bild vom bösen Russen, Europas Grenzen haben sich vom Ural an die Frontlinie in der Ukraine verschoben, Europa schrumpft physisch und kulturell, und statt nüchterner Aufrufe zu Verhandlungen steht der Ruf der politischen und militärischen Elite nach mehr Waffen im Mittelpunkt, dem unweigerlich der Ruf zu den Waffen folgen wird. Es ist, als ob wir aus den Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs und aus Bertha von Suttners Slogan Nieder mit der Waffen! nichts gelernt hätten.

Es tut mir leid, ich musste das schreiben, um meine Seele zu beruhigen. Die Slowenen zweifelten im 19. Jahrhundert an ihrem nationalen Überleben gegenüber den dominanten Nachbarn. Im Jahr 1869 brachte ein Intellektueller das kollektive existenzielle Dilemma auf den Punkt, indem er erklärte: „Wir werden entweder Russen oder Preußen sein.“ Wer hätte gedacht, dass wir uns 155 Jahre später wieder für eine Seite entscheiden müssen, anstatt mit beiden auszukommen. Grüße, miran hladnik


V V sre., 21. avg. 2024 ob 11:03 je oseba Alumniportal Deutschland <info@alumniportal-deutschland.org> napisala:

> Sehr geehrter Herr Professor Hladnik,

> vielen Dank für Ihre E-Mail. Bitte entschuldigen Sie die verzögerte Rückmeldung.

> Die kooperierenden Institutionen (DAAD, Alexander von Humboldt-Stiftung und Goethe-Institut), die das Alumniportal Deutschland (APD) gemeinsam betreiben, haben in der Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine den Austausch mit der Russischen Föderation deutlich eingeschränkt und insbesondere gemeinsame Aktivitäten mit russischen Institutionen ausgesetzt. Gerne verweisen wir in diesem Zusammenhang auch auf die Pressemitteilung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen <https://www.allianz-der-wissenschaftsorganisationen.de/themen-stellungnahmen/solidaritaet-mit-partnern-in-der-ukraine/> . > Die Kooperationspartner des APD erkennen jedoch auch an, dass nicht alle Russinnen und Russen diesen völkerrechtswidrigen Krieg befürworten, und wollen daher die Möglichkeit des zivilgesellschaftlichen Dialogs erhalten. Dazu gehört, dass russische Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiterhin die Möglichkeit haben, in Deutschland zu studieren oder zu forschen. Individuelle Förderprogramme sind, solange die Situation es zulässt, offen.

> Im Kontext des Kriegs in der Ukraine kam schon sehr früh der russische Vertrauenswissenschaftler der AvH, Yuri Kovalev, zu Wort. Den Artikel finden Sie hier:

> https://www.humboldt-foundation.de/entdecken/newsroom/aktuelles/wir-schaemen-uns-und-empfinden-grossen-schmerz <https://www.humboldt-foundation.de/entdecken/newsroom/aktuelles/wir-schaemen-uns-und-empfinden-grossen-schmerz> .

> Die Kooperationspartner des APD sind besorgt über die Lage in den palästinensischen Gebieten. Die individuellen Förderprogramme stehen Studierenden und Forschenden auch hier weiter offen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer Nominierung im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative für gefährdete Forschende <https://www.humboldt-foundation.de/bewerben/foerderprogramme/philipp-schwartz-initiative>  (AvH) und einer Bewerbung im Programm Brückenstipendien für Palästinenserinnen und Palästinenser in Deutschland <https://www2.daad.de/deutschland/stipendium/datenbank/de/21148-stipendiendatenbank/?detail=57751845&utm_source=daad.de&utm_medium=referral&utm_campaign=StipDB-Shortlink_Studieren-im-Ausland>  (DAAD).

> Alumni aus Russland und aus den palästinensischen Gebieten werden selbstverständlich weiterhin in die Netzwerkaktivitäten der kooperierenden Institutionen eingebunden. Das gilt auch für das Alumniportal Deutschland. Die Anmeldung in der Alumniportal-Community und die Nutzung der Angebote des Portals steht den Alumni offen. Wie in unserer Vision <https://www.alumniportal-deutschland.org/de/unsere-angebote/>  verankert, versuchen wir eine Plattform für weltweiten Wissensaustausch zu bieten, um dadurch die Internationale Zusammenarbeit effizient und nachhaltig zu gestalten.

> Für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

> Mit freundlichen Grüßen

> Ihr Alumniportal Deutschland-Team


> > Miran Hladnik <hladnikmiran@gmail.com> hat am 18.07.2024 14:28 CEST geschrieben:

> > Hallo,  Alumniportal Deutschland-Team. Wissenschaft verbindet heisst > > der Titel des heutigen Alumniportal Newsletters > > (https://newsletter.alumniportal-deutschland.org/-viewonline2/1688/9630/13818/3efbf/zNGZBbzlt5/1). > > Ich möchte wissen, wie die globale und besonders deutsche Wissenschaft > > die ausgestoßenen russischen Wissenschaftler einbezieht. Am Portal > > finde ich kein Wort darüber, als ob die Russland Themen ein Tabu > > wären. Noch schlimmer ist es mit dem Suchbegriff Palestine oder Gaza: > > gibt es dort keinen Wissenschaftler mehr? Mfg, miran hladnik, > > ex-AvH-Stipendiat


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